Man rüttelt an der Nichtlichtzeit

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Die Nichtlichtzeit, das ist die Zeit zwischen 01:00 und 05:00 Uhr in der die Straßenbeleuchtung in Pappenheim und den Dörfern abgeschaltet wird. Gleich Zwei Stadträte haben schon vor einem halben Jahr beantragt, diese im Oktober 2003 beschlossene Nichtlichtzeit wieder abzuschaffen.

[Unseren Artikel aus dem Jahre 2003 finden Sie hier …]

Nach der Einbruchserie in der Pappenheimer Innenstadt, die auch einige Ortsteile betroffen hat, stellte der SPD-Fraktionsvorsitzende Gerhard Gronauer bei der Stadt Pappenheim den Antrag „zukünftig die Straßenbeleuchtung in der Kernstadt während der gesamten Nacht eingeschaltet zu lassen“. In dem gleichen Antrag, der am 20. Oktober bei der Stadt Pappenheim eingegangen ist, beantragt Gronauer, die durchgängige Straßenbeleuchtung zur Nachtzeit auch für die Ortsteile zu überprüfen.

Gut zwei Wochen später ging bei der Stadt Pappenheim der Antrag von 3. Bürgermeister Holger Wenzel (BGL) ein, der in seinem Schreiben die durchgehende Straßenbeleuchtung gleichermaßen für Kernstadt und die Dörfer beantragt.

Beide Antragsteller begründeten ihre Anträge vor dem Stadtrat hauptsächlich mit der Einbruchserie im Oktober 2014.

[Unseren Artikel zu der Einbruchserie finden Sie hier …]

Darüber hinaus begründet Wenzel, dass Schichtarbeiter, Zeitungsausträger und Spätheimkehrer aus den Lokalen sich bei absoluter Dunkelheit einfach schwer tun. Er und auch Stadtrat Karl Deffner (CSU) regten an, zumindest ab 04:00 Uhr die Straßenlampen wieder einzuschalten.

Neben allen Argumenten für eine Abschaffung der „Nichtlichtzeit“ scheint der Kostenfaktor eine wichtige Komponente zu sein. Nach den Berechnungen der Stadtwerke Pappenheim die auf der Grundlage des Jahresverbrauchs basieren, würde eine durchgehende Straßenbeleuchtung für die Kernstadt und die Dörfer zusammen jährlich mit 27.306 Euro zu Buche schlagen. Dabei würde für die Kernstadt ein Betrag von 15.533 Euro und für die Ortsteile ein solcher von 11.773 Euro anfallen.

Angesichts dieser Beträge schlug Gerhard Gronauer vor, zunächst das Ergebnis der Haushaltsberatungen abzuwarten und in der nächsten Sitzung über die Abschaffung der „Nichtlichtzeit“ zu beschließen. Walter Otters (FW), zuständiger Referent für die Straßenbeleuchtung, hält es aus energiepoltischer Sicht nicht für sinnvoll, die Straßenbeleuchtung die ganze Nacht durchbrennen zu lassen. Er stellt aber auch die Frage, „Was hat die Sicherheit mit dem Haushalt zu tun?“ Er trete aber schon dafür ein, die Zeit der Abschaltung zu verkürzen. Geprüft werde nach seinen Ausführungen derzeit bei dem Städtischen Werken, ob es möglich ist die durchgehende Beleuchtung nur in bestimmten Straßenzügen durchbrennen zu lassen. Otters verwies auch auf eine mögliche Stromkosteneinsparung in Höhe von 60 Prozent, wenn die Leuchtkörper in den Straßenlampen durch LED-Technik ersetzt würden.
Alexius Lämmerer, Fraktionsvorsitzender der Bürgerliste unterstrich ebenfalls den Sicherheitsaspekt. Für alle die nachts unterwegs sind, sei es eine Zumutung sich in der Dunkelheit bewegen zu müssen.

Einen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte der Nichtlichtzeit gab Stadträtin Anette Pappler (SPD), die an die sogenannte „Giftliste“ erinnerte, die zur damaligen Zeit mit mehr als 60 Sparbeschlüssen aufgestellt wurde um die Stadtfinanzen zu konsolidieren.

Letztlich wurde das Thema vertagt, um die Haushaltberatungen abzuwarten. Weitere Entscheidungen über die Pappenheimer Nichtlichtzeit sind in der nächsten Sitzung des Stadtrates zu erwarten.

1 Comment

  1. Zu diesem Artikel möchte ich allen interessierten Lesern als Geschäftsleitender Beamter des Marktes Wellheim folgendes aus meiner Erfahrung darlegen.

    Der Markt Wellheim hatte vor etlichen Jahren genau die selbe Diskussion geführt. Schon bei der Einführung der zeitweisen Abschaltung gab es damals diverse Modell-Vorschläge: z.B. die Abschaltung jeder zweiten Lampe oder wie jetzt in Pappenheim einzelne Straßenzüge.
    Wie in jeder Gemeinde, die diese Thematik aufgreift, wird zumeist mit der möglichen steigenden Kriminalität argumentiert. Hier kann ich C. Stredele nur bestätigen: Eine Steigerung war nie zu verzeichnen. Allerdings gab es auch bei uns insbesondere die Beschwerden der Zeitungsausträger und der Gastronomie. Durch die Umstellung der gesamten Straßenbeleuchtung auf energiesparende Natriumdampf-Lampen war die Einsparung jedoch durch die Abschaltung mit rund 6.000 €/Jahr überschaubar. Insoweit hatte man nach ca. 1 1/2 Jahren in einem ersten (Rück-)Schritt eine Verkürzung der Abschaltung auf 1:00 bis 4:00 Uhr vorgenommen. 2009 wurde dann von nahezu der Hälfte der Bürger in einer Unterschriftenaktion wieder die durchgehende nächtliche Straßenbeleuchtung gefordert.
    Ein Bürgerentscheid (Ratsbegehren) bestätigte dann diesen Wunsch nochmals mit nur knapp 55 % bei einer Wahlbeteiligung von knapp 65 % und seither brennen bei uns die Straßenlampen nachts wieder durchgehend. Um jedoch in Zeiten des Energiesparens ein Zeichen zu setzen, werden, werden bei Erneuerungen bzw. Erweiterungen nur noch LED-Lampen verbaut.
    Fazit: Die Diskussionen sind mir nur zu gut bekannt.
    Viele (ländliche) Gemeinden und kleinen Städte haben die zeitweisen Abschaltungen nach wenigen Jahren wieder rückgängig gemacht. Allerdings muss auch ich hier betonen, dass die Einbruchserie im Oktober nicht maßgeblich auf die Abschaltung zurückzuführen ist. Dies mag zwar begünstigend gewesen sein, aber nicht ursächlich. Die als maßgebliche Begründung anzuführen ist zu einseitig.

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