Tourismus wird aufs politische Gleis gesetzt

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Eine enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde Solnhofen und der Stadt Treuchtlingen auf dem Sektor des Aktiv-Tourismus hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung mit einer Gegenstimme beschlossen. Ziel ist es, die bereits seit vielen Jahren gepflegten guten Verbindungen im Bereich des Tourismus mit der Anhebung auf ein politisches Podest zu optimieren. Durch den Schulterschluss erhoffen sich die Städte und Gemeinden für den etwas abgehängten Landkreissüden mehr „Gewicht in die Waagschale zu bringen“, wie es Bürgermeister Gallus auf den Punkt brachte.

Potenziale im Aktivtourismus gemeinsam nutzen
Vor mehr als 20 Jahren hat die Stadt Pappenheim die Geschicke der touristischen Entwicklung in die Hand des damaligen Fremdenverkehrsvereins übergeben. Der Verein firmiert heute unter dem Namen Touristikverein, der das touristische Angebot in Pappenheim modernisiert und weiterentwickelt hat. Die zentrale Lage der Tourist Information ist in Pappenheim an der Nahtstelle vom Naturpark Altmühltal, Fränkischem Seenland, Monheimer Alb und der SteinReichen5 bringt alljährlich viele tausend Besucher in das Touristikbüro am Marktplatz. Mehrfach ist der Pappenheimer Touristinformation bei verschiedenen Zertifizierungen eine hervorragende Leistung bescheinigt worden. Zuletzt hat der Deutsche Tourismusverband e.V. die Touristinformation in Pappenheim im August 2020 mit der „i-Marke“ ausgezeichnet und damit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen exzellenten Service bescheinigt. Der Verband attestiert, dass Qualität und Service der Touristinformation in Pappenheim weit über dem Bundesdurchschnitt liegen.

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Seit vielen Jahren besteht vonseiten der Pappenheimer Touristinformation eine enge Zusammenarbeit mit den Touristikern der beiden Nachbarorte Solnhofen und Treuchtlingen.

Genau diese Zusammenarbeit soll jetzt im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit verstärkt und optimiert werden. Erreicht werden soll durch den touristischen Zusammenschluss die Stärkung des Wirtschafts- und Standortfaktors um dadurch die Voraussetzungen für eine positive wirtschaftliche Gesamtentwicklung im Südlichen Landkreis zu schaffen.

In allen drei Gemeinden sind einer Studie der Münchner Strategieberatung PROJECT M zufolge, aktivtouristische Angebote in großem Umfang bereits vorhanden. In dem neuen Tourismuskonzept sollen die bereits bestehenden touristischen Angebote weiterentwickelt und noch besser auf individuelle Bedürfnisse der Gäste zugeschnitten werden.

Stefanie Grucza, die bei der Stadt Treuchtlingen den Bereich Tourismus, Marketing und Kultur leitet hat dem Pappenheimer Stadtrat das Tourismus Projekt mit der Erläuterung vieler Details vorgestellt. Pappenheim, Solnhofen und Treuchtlingen sollen demnach künftig mit dem Schwerpunkt Aktivtourismus und durch eine Vernetzung ein geschärftes Profil bekommen. Erste Schritte sind mit der vom Stadtrat kürzlich beschlossenen Mountainbike Strecke von Treuchtlingen über Pappenheim nach Solnhofen bereits gemacht.

Für den Zusammenschluss der „SteinReichen5“ Gemeinden mit Langenaltheim, Mörnsheim, Pappenheim Solnhofen und Treuchtlingen sieht Stefanie Grucza keine Zukunftsperspektiven. Es sei zwar der Willen zur Zusammenarbeit da gewesen, aber es fehle an der Entwicklung der gemeinsamen Ziele und eine gemeinsame Vermarktungsstrategie. Zudem habe es mit Ausnahme der Radtour der „SteinReichen5“ keine Weiterentwicklung gegeben.

Im Juli 2021 gab es in Pappenheim bereits einen Workshop mit dem Ziel, die Möglichkeiten, Vorteile und Risiken einer möglichen Touristik-Kooperation auszuloten. Teilnehmer dieses Workshops waren die Gemeindeoberhäupter vom Pappenheim, Solnhofen und Treuchtlingen, Vertreter der Verwaltung sowie auserwählte touristische Leistungsträger, die konkrete Ziele erarbeitet haben aus denen sich sieben Handlungsfelder ergeben.

Zunächst geht es um die Entwicklung einer Organisationsstruktur, des Profils und der Produkte. Dafür fallen nach Abzug der Fördergelder in Höhe von 75 Prozent Pro Gemeinde rund 13.500 Euro an.

Diskussion im Stadtrat
„Die Zusammenarbeit der drei Kommunen würde den südlichen Landkreis insgesamt stärken“, meinte die SPD-Fraktionsvorsitzende Anette Pappler. Denn touristisch gesehen dominiere im Landkreis das Fränkische Seenland und für den Naturpark Altmühltal fänden die Hauptaktivitäten im Landkreis Eichstätt statt. „In meiner Wahrnehmung ist hier der südliche Landkreis also eher ein Anhängsel. Deshalb können oder müssen wir uns hier vielleicht selbst helfen und unsere Position durch einen Zusammenschluss stärken“, erklärte Anette Pappler. Allerdings gelte es darauf zu achten, dass keine Doppelstrukturen geschaffen werden und dass Pappenheim nicht zwischen den verschiedenen bereits bestehenden Tourismusverbänden oder Zusammenschlüssen aufgerieben wird. Anders als Stefanie Grucza meine Anette Pappler, dass man die SteinReichen5 nicht vergessen solle.

Der SPD-Fraktionsvorsitzenden ist es auch wichtig, Akzeptanz bei der einheimischen Bevölkerung für die touristische Maßnahmen zu erreichen und alle Akteure im touristischen Bereich in den Prozess der Fortentwicklung einzubinden.

Auch Stadtrat Friedrich Hönig von den Freien Wählern begrüßte grundsätzlich die Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene. Allerdings formulierte er den Verdacht, dass die Stadt Treuchtlingen ihr Problem mit den Mountainbikern auslagern will.

„Unser Problem behalten wir und werden es selber lösen“ erwiderte Stefanie Grucza und wies darauf hin, dass die angesprochen „Treuchtlinger Mountainbiker“ sicherlich nicht auf der geplanten Mountainbike Strecke über Pappenheim nach Solnhofen fahren werden.

Zudem wollte Friedrich Hönig wissen, weshalb Langenaltheim in der Kooperation nicht berücksichtigt sei. Langenaltheim habe keinen Schwerpunkt im Tourismus und auch kein starkes Gästeaufkommen, antwortete Stefanie Grucza.

„Wir wollen keinen Konkurrenzverband schaffen“, stellte Bürgermeister Gallus vor der Abstimmung fest. „Wir wollen mehr Gewicht in die Waagschale bringen. Damit schaffen wir Standortfaktoren für Fremde, sondern auch für Einheimische.“

Bei der Abstimmung der 12 von 17 anwesenden Stadträten stimmten elf für die vorgestellte Neuordnung des Tourismus und ein Ratsmitglied stimmte dagegen.