Vergnüglicher Abend mit Redewendungen

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Einen außerordentlich vergnüglichen und auch lehrreichen Abend gab es kürzlich im voll besetzen Bürgersaal im Pappenheimer Haus des Gastes. Dort stellte Dr. Rolf-Bernhard Essig sein neuestes Buch mit dem Titel „Ich kenn doch meine Pappenheimer“ vor. Dabei reiste der als “Redewendungen-Papst” bekannte, promovierte Germanist mit seinem Publikum von Pappenheim aus in zwei kurzweiligen Stunden voller Sprichwörtern und Redewendungen angereichert mit viel Esprit um die Welt. Auch ein vierstimmiger Kanon wie man einem Pappenheimer Geheimnisse entlocken kann, war Teil der Buchvorstellung.

Pappenheim …
Den Autor, Literaturkritiker, Entertainer und Dozent Rolf-Bernhard Essig für eine Buchvorstellung in Pappenheim zu bekommen ist sicherlich nicht selbstverständlich. Dem Pappenheimer Kunst und Kulturverein ist das aber gelungen, freute sich dessen 1. Vorsitzender Clemens Frosch bei seiner  Begrüßung im Bürgersaal im Pappenheimer Haus des Gastes. Es fing alles damit an, das Dorothee Bucka im Bayerischen Rundfunk von dem neuen Buch Essigs hörte, das den bekannten Spruch über die Pappenheimer als Titel hat. Über Bettina Balz, die in Weißenburg die Buchhandlung Stoll führt kam schließlich der Kontakt zum Buchautor zustande, der erfreulicherweise sofort zusagte, sein neuestes Werk in Pappenheim vorzustellen. Auch Bürgermeister Uwe Sinn freute sich in seinem Grußwort, dass der Name seiner Stadt in positiver Weise präsentiert wird und rief dadurch den ersten Lacher des Abends hervor. Sinn hob das Engagement des Kunst- und Kulturvereins hervor, der mit seinem Wirken die Stadt auf dem Gebiet der Kultur voranbringe.

Es ist kein Buch über Pappenheim stellte Rolf-Bernhard Essig gleich am Anfang fest. Aber immerhin findet sich der Name Pappenheim auf der Titelseite und im ersten Satz des Vorwortes. Und auch das weltbekannte Sprichwort „Ich kenne meine Pappenheimer“ ist in seiner Entstehung und Entwicklung erschöpfend erklärt. Dabei wird auf die Wallenstein-Trilogie Friedrich Schillers eingegangen, in dessen dritten Teil Wallenstein die Treue und Zuverlässigkeit der Pappenheimer Kürassiere mit dem Ausspruch „Daran erkenn´ ich meine Pappenheimer“ lobt. Allerdings hat sich die Bedeutung dieses lobenden Spruchs im Laufe der Zeit verändert und weist heute eher darauf hin, dass man mit dem sprichwörtlichen  Pappenheimer jemanden kennt, den man einzuschätzen weiß und dem man sich auch ein bisschen überlegen fühlt.

Extra für die Pappenheimer hatte Rolf-Bernhard Essig auch den Text für einen Kanon verfasst, der von Franz Tröger vertont wurde. Inhalt des Liedchens ist der Pappenheimer im Dreißigjährigen Krieg, den der schwedische Feind so lange kitzelt bis er seinen Verschwiegenheitseid vergisst. Zur Gesangsprobe des Publikums im Bürgersaal begleitete Christine Gschwandtner spontan am Klavier und so konnte der Autor mit den Besuchern einen beachtlichen vierstimmigen Kanon intonieren, der den Buchautor und das Publikum gleichermaßen begeisterte.

… und der Rest der Welt
In dem 144seitigen Buch sind 200 Orte genannt, für die gebräuchlichen Redewendungen genannt und beschrieben sind. Erstaunlicherweise treten bei manchen Orten bisher wenig bekannte  Erkenntnisse zutage. So etwa wenn jemand „sein Waterloo erlebt“. Die bekannte Schlacht von Waterloo mit der sprichwörtlichen Niederlage Napoleons nämlich, hat nicht in dem belgischen Weiler dieses Namens stattgefunden. Von der dortigen Telegrafenstation sandte Herzog Wellingtons lediglich das Telegramm mit der Siegesnachricht in die englische Heimat, wo man Waterloo kurzerhand als Ort der Entscheidungsschlacht festlegte.

Das Buch ist gegliedert mit sprichwörtlichen Orten aus dem deutschsprachigen Raum und wandert dann über Europa schließlich in die weite Welt.

So ist etwa Hornberg, eine Stadt im Schwarzwald genannt, die aus ihrer Redewendung über das „Hornberger Schießen“ seit einigen Jahren ein Freiluftspektakel gemacht hat und damit hohe Einnahmen erzielt. Da spannte Essig wieder den Bogen nach Pappenheim, wo es sicherlich genügend ortsbezogene Themen für ein Freilufttheater geben würde. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der Theaterverein Pappenheim  mit den historischen Stücken „Marias Gebet“ von Karlheinz Eitler,  „Die Pappenheimer Backtrogschützen“ von August Bergauer  und andere Stücke schon mehrfach die Pappenheimer Historie vor imposanter Kulisse von Marktplatz und Burg auf die Theaterbühne brachten.

Im zweiten Teil seiner außerordentlich amüsanten Buchvorstellung lud Rolf-Bernhard Essig zum Sprichwort-Slam ein, bei dem ihm die Zuschauer Sprichworte zurufen konnten, die er mit einem dazu passenden Sprichwort kontern musste. Das ist ihm bis fast immer gelungen und ausgerechnet zum Spruch „Ich kenne meine Pappenheimer“ fiel Essig kein Kontersprichwort ein.

Sehr vergnüglich war auch das Ländersprichwort-Quizz bei dem Essig ein Sprichwort für das Land finden musste, das ihm aus dem Publikum zugerufen wurde. So war unter vielen anderen Redewendungen auch von dem italienischen Sprichwort zu erfahren: „Ein Fass voller Wein wirkt mehr Wunder als eine Kirche voller Heiliger“.

Schon in der Pause hatte der Autor begonnen, seine Werke mit dem  angekündigten goldfederbestückten Füllfederhalter zu signieren. Vor seinem Pult wartete eine lange Schlange derer, die sich das neue erworbene Werk mit der Schrift des Autoren aufwerten lassen wollten.  Dieser tat es  mit viel Hingabe und in jedes Buch schrieb er eine Widmung mit Namen des Eigentümers und einer netten Redewendung wie etwa: „Lesen Sie wohl“.

Das Buch „Ich kenn doch meine Pappenheimer“ ist erschienen im Dudenverlag mit der ISBN-13: 978-3411711079. Es ist in der Weißenburger Buchhandlung Stoll zum Preis von 10,- Euro zu bekommen.