Ein Fest der Kunst, des Frohsinns und der Freundschaft

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Auch in diesem Jahr hat die Vereinigung Allniederlandt ihre traditionelle „Grosz Weltumsegelung bis gen Pappinhaimb“ (GWU) gefeiert. 230 Mitglieder aus 20 meist bayerischen Städten sowie der „Hogschans“ aus Landau in der Pfalz und der „Westwarft“ in Bonn sind zur 117. Mayenfahrt nach Pappenheim gekommen, um ihre Gemeinschaft, Kunst und Humor zu feiern.

Die Vereinigung Allniederlandt, 1870 von Adrian van Os, alias Ludwig von Nagel gegründet, trifft sich jedes Jahr in Pappenheim am dritten Wochenende im Mai. Wenn dieser Termin wie in diesem Jahr auf das Pfingstfest fällt, wird dieser verschoben und im Bedarfsfall der Monat Mai kurzerhand verlängert. Deshalb fand in diesem Jahr die GWU auch am 31., 32. und 33. Mai statt.

Die Niederländtisch Fahne wird gehisst
Bereits am Freitag erklommen etwa 50 Mynheers bei strömendem Regen den Burgturm, wo sie die gold-blaue Fahne des Niederlandts hissten. Begleitet wurde das Zeremoniell von acht Salutschüssen aus den beiden Kanonen des Militärvereins und Reservistenkameradschaft 1856 (MRK) Pappenheim, von denen eine auf dem Weinberg und eine auf dem Plateau vor dem Burgturm abgefeuert wurde.

Gedenken und VAN-tastische Begegnung
Am Samstagvormittag versammelten sich die Teilnehmer der GWU zu einer Gedenkfeier in der Augustiner Klosterkirche. Dabei wies der Grootmynheer auf die enge historische Verbindung zwischen dem gräflichen Haus und dem Niederlandt hin und legte für Ursula Gräfin zu Pappenheim, der vormaligen Schutz- und Schirmherrin Allniederlandts, einen Kranz nieder.

Am Samstagnachmittag konnten sich die Pappenheimer bei der VAN-tastischen Begegnung über eine Stunde lang an den künstlerischen Darbietungen des Vereins Allniederlandts erfreuen. (Siehe gesonderten Artikel).

Festbankett nach zehn Jahren wieder im Kronensaal

Wenn das Niederlandt bei seiner „Weltumsegelung“ in Pappenheim durch den Dauerregen auch viel Wasser unterm Kiel hatte, tat das der fröhlichen und guten Stimmung überhaupt keinen Abbruch. Den Sonnenschein hatten die Mynheers in diesem Jahr mit der Vorfreude auf die „Krone“ im Herzen. Denn nach 10 Jahren in der Turnhalle des EBZ konnte das Festbankett des Niederlandts am Samstagabend wieder im Saal des vormaligen Hotels Krone gefeiert werden. Wenn der Zugang zum Festsaal stellenweise auch noch Baustellencharakter hatte, so überwog doch die große Freude, dass die mehr als 100-jährige Tradition des Festbanketts im Kronensaal wieder aufgenommen werden konnte.
Dafür bedankte sich der Grootmynheer als Vorstand des Niederlandts ganz herzlich bei Jong Van Leister, alias Albert Linke, der die Krone nach langjährigem Leerstand im Jahr 2020 erworben hat und den Kronensaal nun wieder für die Veranstaltung zur Verfügung stellen konnte. Dafür erhielt Van Leister minutenlangen donnernden Applaus und wurde auch noch mit dem Verdienstorden des Niederlandts ausgezeichnet. Die besondere Bedeutung des Kronensaals mag auch der eigens für dieses Festbankett vom Rijksmusikmaister Van Helsrinkel komponierte und getextete „Krone Weyhesang“ unterstreichen.

Ein Lob des Grootmynheers gab es auch für den neuen Quartiermeister Van Hopfriend, alias Hans Hartl, der jedoch sehr von Ina Strunz, der guten Seele der Niederländtischen Quartiermeisterei, unterstützt wurde. „Ina ist eine Perle des Niederlandts“, rief der Grootmynheer in den Saal, was mit langem begeistertem Jubel und Applaus bestätigt wurde.

Bei dem dreistündigen Festbankett gab es auch Grußworte von Florian Gallus, der als Schultheiß das Niederlandt in seiner Stadt willkommen hieß. Auch er freute sich sein erstes Festbankett im Kronensaal feiern zu können, dankte in seinem Grußwort aber auch dem EBZ für die Bereitstellung der Turnhalle in den vergangen zehn Jahren. Viel umjubelt waren die musikalischen Darbietungen des Rijksorchesters und die Beiträge sowie das abschließende Festspiel der „Windmolen“ aus Hof.

Grundschulkinder beteiligen sich am Umzug
Lange war unklar, ob der Umzug durch die Pappenheimer Altstadt zur Burg dem Dauerregen zum Opfer fallen würde. Aber das frohe Gemüt des Niederlandts brachte genügend Optimismus hervor und so hat man schon am Samstagnachmittag, als es noch dauerhaft regnete daraufgesetzt, dass die heitere Stimmung des Niederlandts in Pappenheim die Regenwolken am Sonntagmorgen zurückdrängen wird.

Und so war es dann auch. Bei trockenem Wetter konnte der Umzug zu seinem Weg auf die Pappenheimer Burg starten. Und als die ersten Mynheers in den Burghof einzogen, begann sogar die Sonne zu scheinen. Mit fröhlichen VAN-Rufen zogen die Mynheers, ausgestattet mit den Standarten ihrer Sozietäten, durch die Stadt und die Klosterstraße zur Burg hinauf. Auch in diesem Jahr gab es von den Pappenheimerinnen reichlich Blumen für die bunte Schar.
Neu war in diesem Jahr die Teilnahme einer Gruppe von 20 Grundschulkindern am Umzug, die auch schöne Plakate für den Umzug gebastelt und bemalt hatten. Damit soll für die Zukunft eine Verbindung zwischen dem Niederlandt und der Pappenheimer Bevölkerung vertieft und neu belebt werden. Für die Teilnahme am Umzug bedankte sich das Niederlandt mit einer Spende, die für die Neugestaltung des Schulhofs in der Grundschule Pappenheim Verwendung finden soll.

Auf der Burg angekommen, gedachte man der Mynheers, welche seit der letzten GWU zur „ewigen Tafelrunde eingerückt“ sind. Wenn man ihnen heute auch ein „letztes Abschieds-VAN“ zurufe, so bleiben sie durch ihre Lieder und Gedichte im Niederlandt lebendig, führte der Grootmynheer in seiner Ansprache aus.

Den Kindern der Grundschule erklärte er mit netten, verständlichen Worten das Wesen des Niederlandts, das stark und ungebrochen seine Welt der Kunst, der Muse und der Freundschaft lebt und verteidigt.

Mit der Gründung des Niederlandts vor 154 Jahren habe der Gründer Adrian Van Os ein großes wertvolles Geschenk gemacht. In Gedenken an Van Os sang der Chor des Niederlandts die „Drei Lilien“, sein Lieblingslied, und der Grootmynheer brachte den traditionellen Lorbeerkranz mit drei Lilien am Ehrenmal des Van Os an.

Die Vereinigung Allniederlandt hat auch bei ihrer 117. GWU bewiesen, dass sie nicht nur Traditionen pflegt, sondern auch eine lebendige und humorvolle Gemeinschaft ist, die Kunst und Freundschaft in den Mittelpunkt stellt und deshalb auch wegen der Unbilden des Wetters keinen Missmut aufkommen lässt.

Die Mayenpredigt konnte auch in diesem Jahr nicht im Burghof stattfinden und wurde in den Kronensaal verlegt. Nach der Predigt, die in diesem Jahr von Rombout van Wordenboek von der Sozietät des „Schilderbent“ aus Eichstätt gehalten wurde. Von der Predigt geläutert und gekräftigt traten die Mynheers ihre Heimreise an und einige wacker Mannen erstiegen den Burgturm um mit der Fahne Allniederlandts auch Regentschaft über Pappenheim wieder abzugeben. Nun weht bis zur GWU im nächsten Jahr die Fahne der Pappenheimer Reichserbmarschälle auf dem Burgturm.