Das nachgeholte Jubiläum des Niederlandts

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Pappenheim – Die Vereinigung Allniederlandt hat am Wochenende ihre 115. „Grosz Weltumbseglung bis gen Pappinheimb“ (GWU) begangen. Drei Tage lang erfüllten die Mynheers mit ihrem Wahlspruch froh Gemüt geschickte Hand Pappenheim mit buntem Treiben und guter Laune. Der neue Schultheiß Florian Gallus wurde vom Niederlandt kraft seines Amtes herzlich aufgenommen und hieß seinerseits beim Festabend die Niederländter in Pappenheim willkommen. Der vormalige Schultheiß Uwe Sinn ist inzwischen getäufter Niederländer bei der Sozietät der Treekschuyten in Nürnberg mit einem zungenbrecherischen Niederländternamen.

Das Niederlandt ist ein Männerbund, in dem die Kunst in jeder Form, die Freundschaft und insbesondere das gesellige Beisammensein zu Hause sind. Deshalb haben auch alle Niederländter sehr darunter gelitten, dass es in den vergangenen zwei Jahren keine Maienfahrt in Pappenheim gab und vor allem das 2020 geplante 150-jährige Gründungsfest nicht stattfinden konnte. Es hat daher allen gut getan, dass die 155. GWU in diesem Jahr bei bestem Wetter in alter Tradition stattfinden konnte.

Schon am Freitag, Punkt 12:00 Uhr kündigte Kanonendonner von der Burg die Machtübernahme des Niederlandts in Pappenheim an. Auf dem Burgturm wurde zum Zeichen der Besitzergreifung die orange-blaue Niederländterfahne gehisst, wobei diese längere Zeit auf Halbmast stand. Gerade als sich die aufmerksamen Pappenheimer anfingen sich Sorgen zu machen, fuhr die Fahne schließlich doch bis zur Mastspitze hoch. Dies war auch für Bürgermeister Florian Gallus ein besonderer Moment, denn mit der vorübergehenden Herrschaft des Niederlandts bekam er als Schulheiß als Zeichen der Zugehörigkeit kraft Amtes einen weißen Kragen verpasst.

Am Freitagnachmittag gab es im Gasthof Zum Grünen Baum die Koordinierungsstelle für die Quartiernahme und beim „Historisch Fürabend“ kam es in den Pappenheimer Gasthäusern zu ersten geselligen Zusammenkünften der Myneers, Ratsherren und Lumpen aus dem Niederlandt.

Bei der traditionellen „Vanthastische Begegnung“ zwischen dem Niederlandt und der Pappenheimer Bevölkerung am Samstagnachmittag gab es eine Stunde lang mit humorvoll-sinnigen Gedichten und Musikvorträgen, Kostproben von der Kunstfertigkeit die dem Niederlandt innewohnt.
Weil Essen und Trinken bekanntlich Leib und Seele zusammenhalten, versorgte die Theatergruppe Pappenheim traditionsgemäß die vielen Zuschauer mit Schnittchen und reichlich Wurmbier. Als Hommage an die Gäste aus dem gesamten Bayrischen Raum, aus Landau und Königswinter bei Bonn, trug auch die Theatergruppe mit einem Gedicht und einem Liedchen zum bunten Nachmittagsprogramm bei.

Beim abendlichen Festbankett, dass seit Schließung der Krone mehrere Jahre schon in der Turnhalle des EBZ stattfindet, gab es diesmal ein Programm, das von Einzelbeiträgen mehrerer Sozietäten getragen war.

Wie es üblich ist ergriff nach dem feierlichen Einzug der Grootmynheere das Wort und bedankte sich insbesondre bei Ina Strunz als wertvolle Perle, die mit viel Engagement, Können, Nachsicht und Geduld die zuweilen etwas quengeligen Mynheers, wie schon viele Jahren zuvor, in den Pappenheimer Quartieren unterbrachte. Vorgestellt werden vom Grootmynheere auch stets die seit der letzten GWU „getäuften“ und damit neu aufgenommen Niederländter. Aus Pappenheim waren dies Uwe Graf vom Trawt Nest in Pappenheim, der jetzt als Uitkrasser van Groenling im Schatzkästlyn des Niederlandts registriert ist und Uwe Sinn der bei den Treeksschuyten in Nürnberg am 09.10.2020 auf den Niederländtisch Namen Uitschroef van Steenpaddestoel getauft wurde.

Bei diesem Festbankett bekam auch der Schultheiß Florian Gallus erstmals die Gelegenheit zu den versammelten  Niederländtern zu sprechen. Recht souverän überbrachte er in Reimen den Willkommensgruß der Stadt Pappenheim sowie seiner Bürgerinnen und Bürger und betonte dabei, dass in Pappenheim der Frühling erst beginnt, wenn die Niederländter da sind.

Das dreistündige Festbankett war geprägt von launig- sinnreichen Text-, Lied- und Musikvorträgen, dem Festspiel „Die Meistersinger vom Niederlandt“ von der „Fähr“ aus Neuburg und Bildpräsentationen aus der 150-jährigen Geschichte Allniederlandts. Es war in leichten Abänderungen das Programm, das im Mai 2020 bei der Feier zum 150-jähringen Gründungsjubiläum des Niederlandts vorgesehen war.

Am Sonntag fand wie von je her der traditionelle Marsch vom Marktplatz durch die Stadt zur Burg statt. Vorher aber gab es auf dem Marktplatz eine Gratulationskur und so manches Ständchen für den Schulheiß Florian Gallus, der an diesem Tag seinen 40. Geburtstag feierte.

Aus 20 Sozietäten haben 300 Niederländter mit fröhlichen VAN-Rufen zu den Klängen der Feuerwehrkapelle Langenaltheim den Marsch zur Burg angetreten. Abgesichert haben den langen Tross Allniederlandts wie immer die Kräfte der Polizeiinspektion Treuchtlingen zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr. Dabei ist es gute Tradition, dass der Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Treuchtlingen höchst persönlich, zusammen mit dem Verkehrsmitarbeiter nach Pappenheim kommt um für die Sicherheit des Niederlandts zu sorgen. In diesem Jahr feierte der Treuchtlinger Polizeichef Klaus Ziegler, der seit Jahresbeginn die Polizeiinspektion Treuchtlingen leitet, sein Niederländer- Debüt in Pappenheim und zeigte sich an dem Treiben der bunten Schar recht interessiert.

Auf der Burg angekommen kam es dann bei der bunten Gesellschaft, die durch Freundschaft, Kunst und Frohsinn seit 150 Jahren ungebrochen in der traditionellen Form besteht, zu einem besinnlichen Innehalten. Am Ehrenmal des Niederlandts legten die Mynheers Blumen nieder und der Chor sang das Lied von den drei Lilien zum Gedenken und zu Ehren ihres Urmynheern und Gründers Adrian van Os. Nachdem der Grootmynhere die seit 150 Jahren bestehenden Maximen des Niederlandts hochleben ließ, wurde der verstorbenen Mynheers gedacht, die „zur ewig Tafelrundt eingerucket sind“.

Nachdem sich alle mit Würsten und Bier versorgt hatten, bildete die Maienpredigt des Fabian van Koreman vom Veldtlager aus Ingolstadt den krönenden Abschluss. Mit der Einholung der Niederländterfahne vom Burgturm endete schließlich die 115. Groß Weltumbseglung bis gen Pappinheimb mit der Hoffnung, dass im nächsten Mai alle wieder zusammen in ihrem Freundschaftsbund feiern können. Nun leiten wieder ein ganzes Jahr lang die Stadtverwaltung und das gräfliche Haus die Geschicke Pappenheims.