Pappenheim in Coussac-Bonneval Neue Perspektiven für das Leben auf dem Land

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Mit Eindrücken, die Mut machen, kehrte eine Delegation des Vereins Europäischer Städtepartnerschaften aus Pappenheim jetzt von ihrer viertägigen Reise ins französische Coussac-Bonneval zurück. Dort, in der Partnerstadt im Herzen des Limousin, begegnete die Gruppe nicht nur altvertrauten Freunden, sondern auch jungen Menschen, die mit frischen Ideen dem Strukturwandel auf dem Land begegnen.

Wie viele ländliche Regionen in Europa ist auch Coussac-Bonneval im Wandel begriffen. Die Abwanderung junger Menschen, der Rückgang traditioneller Erwerbsformen und der Verlust von Arbeitsplätzen hinterlassen ihre Spuren. In den letzten fünf Jahrzehnten hat die kleine Kommune rund ein Viertel ihrer Bevölkerung verloren. Heute leben noch etwa 1.300 Menschen rund um das imposante Schloss im Ortszentrum. Doch statt Resignation finden sich vielerorts Ansätze für einen neuen Aufbruch.

Imkern, Kerzen und neue Wege
Ein besonders anschauliches Beispiel dafür bietet das Projekt von Camille Gizardin. Die ausgebildete Försterin hat gemeinsam mit einer Freundin im Zentrum des Ortes eine kleine Imkerei aufgebaut. In einem alten Ladengeschäft verkaufen sie Honig und daraus veredelte Produkte – alles aus eigener Produktion und aus der Region. „Weil ich hier die Freiheit hatte, mein eigenes Ding zu machen“, antwortet Camille auf die Frage nach ihrer Rückkehr in die Heimat. Neben ihr steht ihr Großvater, der sie im Laden unterstützt – ein stilles Symbol für den Zusammenhalt der Generationen.

Nur wenige Schritte weiter öffnet sich die Tür zu einem weiteren jungen Unternehmen: Marie Gatard fertigt Kerzen, die in die ganze Welt verschickt werden. Ihr „Maison“ setzt auf Nachhaltigkeit – mit Wachs aus Raps und Soja, ohne Paraffin und ohne Plastikverpackung. Ihre Produkte sind nicht nur online gefragt, sondern finden sich auch in kleinen Läden, die vielerorts das touristische Flair französischer Altstädte prägen. „Es war eine gute Idee“, sagt sie rückblickend, „und gut, dass ich in Coussac-Bonneval einen Ort habe, an dem ich sie umsetzen konnte.“

Begegnungen und Gelassenheit
Die Reise war nicht nur eine Entdeckungstour für kluge Geschäftsideen, sondern vor allem ein Wiedersehen mit Freunden. Thierry Chibois, Vorsitzender des französischen Städtepartnerschaftskomitees, hatte ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt – mit kulturellen Höhepunkten wie einem Besuch der weltberühmten Höhlenmalereien von Lascaux, aber vor allem mit persönlichen Begegnungen. In den Gastfamilien, die mit großer Herzlichkeit aufnahmen, wurde die Städtepartnerschaft mit Leben gefüllt.

Katja Stehr, stellvertretende Vorsitzende des Pappenheimer Städtepartnerschaftsvereins und Mitorganisatorin der Reise, zeigt sich beeindruckt: „Es ist immer wieder gut zu erleben, wie die Menschen hier mit ihren Herausforderungen umgehen, die ja eigentlich die gleichen sind wie bei uns. Für einiges finden sie kluge Lösungen, und manches andere wird bei ihrer Gelassenheit gar nicht erst zum Problem.“

Ein schönes Beispiel für diese Haltung liefert Gastgeber Thierry Chibois selbst. Als Landwirt verkauft er nicht nur Esskastanien in ganz Frankreich, sondern hat auch für die stacheligen Schalen eine Verwendung gefunden: getrocknet als Beetabdeckung – ein natürlicher Schneckenschutz mit simpler, aber überzeugender Wirkung.

Impulse für Pappenheim
So brachte die Reise nicht nur neue Eindrücke, sondern auch konkrete Anregungen mit sich. Ideen, wie man in kleinen Städten wie Pappenheim durch Eigeninitiative und Gemeinschaftssinn neue Wege gehen kann, ohne dabei die Wurzeln zu verlieren. Vielleicht liegt genau darin ein Schlüssel für ein zukunftsfähiges Leben auf dem Land – in Coussac-Bonneval ebenso wie in Pappenheim.

Foto: Joumelage Coussac-Bonneval