Mensch und Natur sind keine Gegensätze

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Pappenheim – Am späten Vormittag am vergangenen Sonntag, kurz nachdem die Niederländter mit Pauken und Trompeten durch die Klosterstraße zur Burg gezogen sind, eröffnete der Kunst- und Kulturverein Pappenheim eine feine, aber gar nicht so kleine Ausstellung mit Werken von Friederike Caroline Bachmann. Zur Eröffnung spielte hier das Jazz-Duo Stefanie Tornow und Beat Baumli. Sie führten das Publikum mit ihren atmosphärischen Stücken hinüber in die fein gesponnene Welt der Künstlerin.

Nach der launigen Begrüßung durch den Zweiten Bürgermeister Walter Otters, den die Wiederaufnahme des Kunst- und Kulturbetriebs nach der langen Corona-Zeit sichtlich erfreute, führte die Pappenheimer Künstlerin Renate Gehrcke in das Leben und Wirken von Friederike Caroline Bachmann ein, die sie schon vor über dreißig Jahren auf einer Kunstmesse kennen und schätzen gelernt hat.
Die Offenbacherin war schon mehrmals bei Kunstaktionen in der Region aktiv, hat 1991 den Kunstpreis der Stadt Treuchtlingen erhalten und war an der heute immer noch unvergessenen Ausstellung FREILUFT in den ehemaligen Liegehallen der Lungenheilanstalt in Pappenheim beteiligt.
Einatmen und Ausatmen war damals ihr Thema, Einatmen und Ausatmen ist auch ein Motiv der diesjährigen Pappenheimer Ausstellung, der sie den Titel HOMOSPHÄRE gegeben hat.
Darunter versteht sie durchmischte Luft, die für das menschliche Atmen unverzichtbar ist und wie alles menschliche Tun zu einem ständigen Kreislauf beiträgt. Diese scheinbaren Gegensätze – Einatmen und Ausatmen – bedingen sich gegenseitig und diese Gegenseitigkeit – nicht Gegensätzlichkeit – will sie auch mit ihren Werken zum Sprechen bringen. Und das auch hier im wahrsten Sinn des Wortes, sie liest in der Vernissage aus ihren Schriftbändern ausschnittsweise vor, die sie aus einer Glasschale zufällig zieht. Schreiben ist für sie ein meditativer und künstlerischer Akt – aber offensichtlich auch das Vortragen ihrer Gedanken, ihrer Assoziationen, ihrer Ängste und deren Überwindung.
Ihre Bilder zeigen einen vergrößerten Ausschnitt der Natur, schattenwerfende Kreise oder Linien, heller und dunkler werdend. Diese endlos laufenden Linien wirken zwar als Grenze, sind aber als Mittler zwischen innen und außen gedacht und die dabei entstehenden Flächen als Luft und als Materie zu verstehen, sie bedingen sich gegenseitig.

Das an der Wand hängende Papiergewebe vergrößert ins Riesenhafte das menschliche Lungengewebe –
Einatmen, Ausatmen, Einatmen, Ausatmen. Ihr Anliegen ist es, mit ihren Bildern und Objekten einen Ausschnitt der Natur bewusst zu machen, sei es durch ihre Zeichnungen wie dem Lungenbaum oder dem Menschenwald, sei es, tote Zweige aus den umliegenden Wäldern von Pappenheim mit farbigem Garn zu umspinnen und sie so wieder zum Leben zu bringen – zumindest für uns Menschen. Zweige sind ein Teil der Bäume, Bäume bilden Luft zum Atmen, Menschen sind auf Bäume angewiesen. Friederike Caroline Bachmann schließt daraus: „Bäume können ohne den Menschen sein, aber wir nicht ohne Bäume“. So möchte sie auch ihre Kunst als Ausdruck der Gegenseitigkeit sehen.
Albrecht Bedal

Die Ausstellung im Museum an der Stadtmühle in Pappenheim ist bis einschließlich 24. Juli 2022 an Sonn- und Feiertagen jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet, also auch an den Feiertagen um Pfingsten.

Der Eintritt ist frei.