Städtische Galerie Pappenheim zeigt Inseln zwischen den Welten
Mit der Herbstausstellung „Island between us“ wird die Städtische Galerie in Pappenheim derzeit zum Schauplatz einer eindrucksvollen künstlerischen Reise, bei der das Unsichtbare sichtbar wird. Sechs Künstlerinnen – sechs Blickwinkel – und doch ein gemeinsames Ganzes, das sich in drei Räumen auf überraschende Weise entfaltet.
Bereits zur Eröffnung überraschte Mia Hochrein, Sprecherin des Künstlerinnen-Kollektivs, das zahlreich erschienene Publikum mit einem augenzwinkernden Eingeständnis. Sie könne weder malen noch bildhauern. Wer nun aber konventionelle Erwartungen an klassische Kunst mit Staffelei und Meißel hatte, wurde rasch eines Besseren belehrt. Denn was hier zu sehen ist, geht weit über handwerkliche Fertigkeiten hinaus – es ist ein fein abgestimmtes Zusammenspiel aus Ideen, Formen und fundierten künstlerischen Prozessen.
Die Ausstellung ist das Ergebnis eines langjährigen, intensiven Austauschs. Seit mehr als 15 Jahren treffen sich die sechs Künstlerinnen – Susanne Britz, Stephanie Krumbholz, Ines Meier, Mia Hochrein, Christiane Gerda Schmidt und Hrafnhildur Sigurdardottir – regelmäßig zu gemeinschaftlichen Projekttagen. Dabei entstehen nicht nur Werke, sondern auch ein Verständnis füreinander, das es ermöglicht, die Arbeiten im Ausstellungskontext als Einheit zu zeigen – ohne sie einzelnen Namen zuzuordnen. Was zählt, ist das Gemeinsame, das Verbindende. Daraus entstand auch das Projekt „Island between us“.
Das Leitthema „Wasser“, erweitert um die Begriffe „Fließen“ und „Fundstücke“, zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung und offenbart sich dem Betrachter manchmal erst auf den zweiten Blick. So etwa bei dem kraftvoll blauen Gemälde von Stephanie Krumbholz, das die lebensspendende Kraft des Wassers thematisiert. Oder bei der Bodeninstallation von Hrafnhildur Sigurdardottir: ein patchworkartiger Teppich aus an Islands Küsten angespülten Covid-Masken – ein berührendes Relikt der jüngeren Vergangenheit, transformiert in Kunst.
Auch das große Faltboot von Mia Hochrein erzählt von Sehnsucht, Bewegung und dem inneren Drang nach Aufbruch. Die bewusst platzierte Birkenrinde auf dem Fensterbrett – angeschwemmt über das Polarmeer aus Sibirien – wirkt zunächst zufällig, offenbart sich jedoch als stilles Symbol globaler Verbundenheit. Erst mit Hintergrundwissen entfalten viele Werke ihre volle Bedeutung – wie etwa die kleinen hochformatigen Fotografien von Ines Meier, die während der Corona-Zeit entstanden sind und eine besondere Atmosphäre des Innehaltens transportieren.
Die Ausstellung ist nicht laut, nicht plakativ – vielmehr lebt sie vom leisen Nachklang, von feinen Zwischentönen und einer Haltung, die mehr Fragen stellt als Antworten gibt. „Es geht darum, etwas sichtbar zu machen, das eigentlich nicht sichtbar ist“, bringt es Stephanie Krumbholz auf den Punkt.
Wer sich darauf einlässt, findet in der Städtischen Galerie einen Ort der Reflexion und des Perspektivwechsels. „Island between us“ ist noch bis zum 9. November jeweils sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr in der Städtischen Galerie in Pappenheim, Bei der Stadtmühle 1, zu sehen.
Titelfoto: Kunst- und Kulturverein Pappenheim