Pappenheimer Geschichtsreise führt nach Lützen

Historisch interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Pappenheim und Umgebung haben sich Ende September aufgemacht, um der gemeinsamen Vergangenheit nachzuspüren. Ziel der zweiten „Pappenheimer Geschichtsreise“ war in diesem Jahr das sachsen-anhaltische Lützen – ein Ort, der eng mit dem Namen Pappenheim verbunden ist.

Im Mittelpunkt der Reise stand die Erinnerung an die Schlacht bei Lützen am 6./16. November 1632, eine der verlustreichsten Auseinandersetzungen des Dreißigjährigen Krieges. Damals traf das kaiserliche Heer unter Wallenstein auf die protestantischen Truppen des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf. Beide Heerführer bezahlten den Tag mit dem Leben – wie etwa 9.000 weitere Soldaten.

Unter den Gefallenen war auch ein Pappenheimer: Graf Gottfried Heinrich zu Pappenheim, geboren in Treuchtlingen und später Landesherr in Pappenheim. Er war es, der schon in der Schlacht am Weißen Berge 1620 schwer verwundet wurde und seither den Beinamen „Schrammhans“ trug. Sein Tod auf dem Lützener Schlachtfeld ist nicht nur historisch bedeutend – er begründete auch die bis heute bestehenden engen Verbindungen zwischen Lützen und Pappenheim.

Seit über zwanzig Jahren pflegen der Heimat- und Geschichtsverein Pappenheim und die Heimat- und Museumsfreunde Lützen e.V. regen Austausch. Auch bei der diesjährigen Reise, die erneut von Renate Prusakow organisiert wurde, stand der persönliche Kontakt im Mittelpunkt. Neben der Pappenheimer Delegation waren auch Vertreter aus Gräfenthal in Thüringen dabei – dort residierte von 1438 bis 1599 eine Seitenlinie derer von Pappenheim auf Schloss Wespenstein.

Lützens Bürgermeister Mirko Kother begrüßte die zahlreichen Gäste im Schloss seiner Stadt und nutzte die dreitägige Begegnung für intensive Gespräche. Ein Höhepunkt des Treffens war der Besuch der Gustav-Adolf-Gedenkstätte mit dem modernen Museum „1632“. Dort werden die eindrucksvollen Funde vom Schlachtfeld präsentiert, die zwischen 2006 und 2011 bei systematischen Grabungen zutage gefördert wurden: über 3.300 Einzelfunde, darunter Gürtelschnallen, Knöpfe, Kugelformen und über 2.300 Musketenkugeln, die mit GPS exakt verortet wurden.

Besonders bewegend war für viele Besucher das 2011 entdeckte Massengrab mit 47 gefallenen Soldaten. Die wissenschaftliche Aufarbeitung ermöglicht Einblicke in Ernährung, Gesundheitszustand, Verwundungen und sogar die Herkunft der Soldaten. Der jüngste war gerade einmal 15 Jahre alt.

Den zweiten Reisetag rundeten zwei Vorträge ab: Renate Prusakow blickte auf die Idee und Entwicklung der Geschichtsreisen zurück, während Maik Reichel – ehemaliger Bürgermeister und Museumsleiter – über die schlachtfeldarchäologischen Untersuchungen sowie zwei bedeutende Pappenheimer Geschichtsschreiber sprach. Erwähnt wurden Matthäus von Pappenheim (1458–1541), der eine reich illustrierte Familienchronik verfasste, und Graf Haupt zu Pappenheim (1869–1954), der tausende Urkunden sichtete und genealogische Tafeln erstellte.

Eine Andacht in der Gustav-Adolf-Kapelle beschloss den Tag, bevor es am dritten Reisetag weiter nach Leipzig ging. Dort beeindruckte insbesondere das Völkerschlachtdenkmal von 1913, das an die verlustreiche Schlacht von 1813 erinnert. Ein Rundgang durch die historische Altstadt mit Besuch von Auerbachs Keller – bekannt aus Goethes „Faust“ – rundete das Kulturprogramm ab.

Nach drei inhaltsreichen Tagen wurden die Gäste von ihren Lützener Freunden herzlich verabschiedet. Für das kommende Jahr ist die dritte Pappenheimer Geschichtsreise geplant – dann wird sie nach Gräfenthal führen, dem einstigen Sitz der thüringischen Linie der Pappenheimer.