Großweltumbsegelung mit einigen Besonderheiten

Es war eine denkwürdige Großweltumsegelung (GWU) der 19 Sozietäten aus Allniederland, die in diesem Jahr zum 113. Mal in Pappenheim gefeiert wurde. Seit undenklichen Zeiten fand dieses Treffen der Niederländter erstmals ohne Schutz und Schirmherrschaft statt, die Pappenheimer Fahne am Neuen Schloss stürzte ab und in Pappenheim wurde der Wonnemonat um drei Tage verlängert. Die Warte aus Landshut präsentierte ein Festspiel der Extraklasse und Bürgermeister Uwe Sinn wurde vom Henker in Ketten durch die Stadt zur Burg geführt. Auch eine Pappenheimer Koloney wurde im Niederland gegründet und bei der „Vantastischen“ Begegnung lieferte diesmal auch die Theatergruppe Pappenheim mit Chorgesang einen Beitrag.

Vom 32.bis 34. Maien
Seit dem Jahr 1884 findet in Pappenheim das Treffen der Niederländter statt. Die fröhliche Männerschar mit ihren bunten „Wämbslyn“, die denen der niederländischen Malergilden des 15. Jahrhunderts  nachempfunden sind, feierte in der Altmühlstadt ihre „Groweltumbsegelung“. Die Unterbrechungen in den beiden Weltkriegen abgerechnet,  fand das diesjährige Freundschaftstreffen in diesem Jahr schon zum 113. Mal in Pappenheim statt. Immer am letzten Wochenende im Mai, dem „Weltumsegelungsmond“ findet diese GWU statt. Wenn dieses Wochenende aber in die Pfingstferien oder auf das Pfingstwochenende fällt, wird die GWU auf den nächstfolgenden Sonntag verschoben und der Wonnemonat Mai kurzerhand verlängert. Am  Freitag den 32. Mai also machten Böllerschüsse auf der Pappenheimer Burg und das Hissen der orange-blauen Niederländischen Fahne deutlich, dass Allniederland ab sofort das Regiment in der Stadt übernommen hat. Von den rund 420 Mitgliedern Allniederlands, sind in diesem Jahr rund 250 Mynheers zur GWU nach Pappenheim gekommen. Das stellte angesichts der verschlossenen Türen des Hotels Krone und der Pension Hirschen für Ina Strunz, die rechte Hand und Managerin des Quartiermeisters Van Krommenie, (Peter Krauß) eine echte Herausforderung dar. Gut 20 Mynheers konnten diesmal in Privatquartieren untergebracht werden.

Am Freitagabend geschah es dann. Gerade als die meisten Mynheern in Pappenheim eingetroffen waren und sich auf den sogenannten „historisch Fürabend“ vorbereiteten, stürzte die riesige Fahne mit dem Wappen der Reichserbmarschälle zu Pappenheim ab. Das riesige Teil lag vor dem NeuenSchloss auf dem Marktplatz, just vor dem Torbogen, in dem noch vor einem Jahr der Opel mit dem Kennzeichen WUG-QP — (Queen Pappenheim) stand. Da ist es kein Wunder, dass es Stimmen gibt, die vermuten, dass die im Januar verstorbene Ursula Gräfin zu Pappenheim ihre Hand bei dem geheimnisvollen Vorgang im Spiel hatte.

Froh Gemüt – geschickte Hand
Frohsinn und Kunst gab es bei der Vantastischen Begegnung mit der Bürgerschaft in der Pappenheimer Stadtvogteigasse, wobei die Mynheers ihre Kunstfertigkeit mit Reimen, Musik und Liedbeiträgen aufblitzen ließen. Sogar der Grootmynheere, der Leiter und Lenker Allniederlandts erfreute die vielen Zuhörer mit einem selbst geschaffenen Lied. Auch Van Schoeverslyn aus Pappenheim gewährte mit seinem Gedicht zum Thema „Flitter“ Einblicke in seine hohe Dichtkunst. So richtig in Stimmung brachte das Publikum Van Grotenhoys von den Windmolen aus Hof. Vom Galgenhumor geprägt war der Chorgesang der Theaterguppe Pappenheim die mit dem Lied „Heimatlos in Pappenheim“ von der schönen Zeit sangen, als die Niederländter bei ihren GWUs noch in der Krone und im Hirschen logieren konnten. Die Theatergruppe sorgte während der „Vantastischen“ Begegnung auch mit Speisen und Getränken für das leibliche Wohl. Dabei wurde besonders gelobt, dass die Schlossbrauerei Ellingen ein Fass Bier für diese Veranstaltung gestiftet hatte.

Der Festabend in der Turnhalle des EBZ erlebte in diesem Jahr einem Einzug, bei dem Gräfin Ursula zu Pappenheim als Schutz- und Schirmherrin des Niederlandts nicht mehr dabei war. Das Niederlandt werde ihren Charme, ihr Lachen und ihre Herzlichkeit immer in Erinnerung behalten, sagte der Gootmynheer im Rahmen eines Gedenkens. Auch Bürgermeister Sinn sprach bei seinem Grußwort in  anrührenden Reimen davon, dass Gräfin Ursula zu Pappenheim nun ihren Ehrenplatz an der „Ewig Tafelrundt“ habe, von wo aus sie ihre schützende Hand über Pappenheim und das Niederlandt halte.

Eins der besten Festspiele seit langem führten bei dem Festabend die Mannen von der Sozietät der Warte auf. In Anlehnung an Michael Endes Geschichte von Jim Knopf und die Wilde 13 kam ein Festspiel mit 5 Akten zur Aufführung, das wie immer sein gutes Ende an der Tafelrunde des Niederlandts fand, wo Muse, Freundschaft und Frohsinn regieren.  Die Bewirtung für die vierstündige Veranstaltung hatte wie schon in den Vorjahren das Team um die Familie Bickel übernommen, das auch am Sonntagmittag im Burghof für das leibliche Wohl der Gäste sorgte.

Bürgermeister in Ketten
Schon im zweiten Jahr in Folge gab es wegen der Baustelle in der Deisingerstraße einen verkürzten Umzug der Niederländter von der Stadt hinauf zur Burg. Dieser Umzug ist das Ereignis der GWU, das schon seit mehr als 100 Jahren die Pappenheimer bewegt. Diesmal gab es allerdings eine Besonderheit, weil sich der Henker, der immer einen Delinquenten in Ketten zur Burg führt ausgerechnet Bürgermeister Sinn in Ketten legte und ihn durch die Stadt zur auf die Burg führte. Dort kam der Bürgermeister allerdings nicht ins Verlies, sondern wurde schon kurz nach der Ankunft wieder frei laufend im Burghof gesehen.  Mit freudigen Van-Rufen zogen die Mynheers vom Hof der Mälzerei Wurm über den Marktplatz und die Klosterstraße zum Burghof. Von den Zuschauern bekamen sie jede Menge Blumengrüße, die sie im Burghof am Ehrenmal des Niederlandts niederlegten. In Verneigung vor Van Os, der das Niederlandt im Februar 1870 gegründet hatte sang der Niederländterchor sein Lieblingslied von den drei Lilien und am Ehrenmal des Urmynheern wurde der traditionelle Kranz mit den drei Lilien angebracht.

„Ende auf dem Burggelände“ war anschließend die von Jong von Westerbroek verfasste Mayenpredigt überschrieben. Die Predigt verzichtete diesmal auf Maßregelungen und  Ermahnungen sondern spannte wie auch das Festspiel einen Bogen zwischen Lummerland zum Niederland. Und so fand auch diese GWU auf dem Burggelände bei herrlichem Sommerwetter ein fröhliches Ende, das symbolisch mit dem Einholen der Niederländerfahne besiegelt wurde.

Koloney in Pappenheim gegründet
Am 13. 03.2018 gründete sich in dem vormaligen Lokal Ritterstube eine Zweiggruppe des Niederlandts (Koloney). Diese Koloney nennt sich „Trawt Nest“ und besteht derzeit aus 6 Mynheers von der Eichstätter Sozietät des Schilderbendt und dem „Nest Wart“ (Führer der Koloney) der von der Fähr aus Neuburg-Donau kommt. Der „Nest-War“ Van Rickem meint die Koloney wird schnell wachsen, weil man schon einige „Kandidates und Gästlyn“ im Auge habe.