Geist der Pappenheimer „Faschingsweiber“ im Stadtrat

Mit einem Gedicht haben sich die Pappenheimer Faschingsweiber beim Stadtrat in Erinnerung gebracht. Dieses Gedicht und vielleicht einige Äußerungen der Ratsmitglieder ließen den Gedanken aufkommen, dass der unsinnige Donnerstag, also der Start in das Faschingsfinale ist. Einer Jahrzehnte langen Tradition folgend hat Bürgermeister Gallus auch in diesem zweiten Corona Jahr an diesem Tag des Weiberfaschings eine Sitzung angesetzt. Und zwar eine Sitzung mit insgesamt 28 Tagesordnungspunkten. Im zweiten Jahr in Folge konnten die maskierten Frauen die Stadtratssitzung nicht stürmen. Aber sie haben eine Botschaft in Gedichtform an den Rathauschef geschickt, die am Ende der öffentlichen Sitzung von Bürgermeister Gallus verlesen wurde.

Seit Jahrzehnten ist es Usus, dass verkleidete Frauen – die Pappenheimer Faschingsweiber eben – am Unsinnigen Donnerstag die Stadtratssitzung stürmen, den Stadträtinnen und Stadträten allerlei lustige Prüfungen auferlegen und dem Stadtrat in einem Gedicht die Leviten lesen. Zu guter Letzt wurde der Stadtrat jedes Jahr in den Gasthof zum Goldenen Löwen abgeschleppt, wo dann getanzt und gefeiert wurde.

Nichts – aber auch gar nichts ließ im Großen Saal des EBZ einen Gedanken an den Unsinnigen Donnerstag aufkommen. Keine Luftschlange; kein Sekt auf dem Fensterbrett; kein einziges Konfettifetzchen und keine maskierten Ritter. Man weiß es auch nicht ob das Fehlen von fünf männlichen Stadträten mit dem besonderen Tag zu tun hatte.

Aber ganz am Ende des öffentlichen Sitzungsteils hatten die Pappenheimer Faschingsweiber doch noch ihren Auftritt – wenn auch nur im übertragenen Sinn.

Noch am Vormittag – so wird berichtet – war Bürgermeister Gallus vor dem Rathaus fast bis zur Unkenntlichkeit maskiert. Abends jedoch war von dem Faschingsschmuck nichts mehr zu sehen. Und so verlas Bürgermeister Gallus die Botschaft der der bunten Schar völlig ohne Faschingsschmuck. Für das Gedicht bedankte sich der Stadtrat mit einem freundlichen Applaus.

Und hier die Zeilen, die dem Bürgermeister bunt gestaltet zugegangen sind:

Lieber Bürgermeister, lieber Stadtrat!

Nun leider schon das zweite Jahr
machen wir Faschingsweiber uns im Rathaus rar.
Noch keine Freiheit lässt uns heut die Pandemie!
Dafür sparen wir für nächstes Jahr unsere ganze Energie.

Diese Tradition wird auf jeden Fall fortgeführt,
denn unser Besuch hat sich ja immer sehr bewährt.
Habt bis nächstes Jahr Geduld,
dann gibt’s wieder Pappenheimer Weiberfaschings-Kult!

Mit einem Strip können wir auch heuer nicht dienen,
dafür sind wir hier eh noch nie erschienen.
Aber eine Idee hätten wir schon als Ersatz
der Stefan Eberle hätte doch da noch Platz!

Unsere neuen Räte haben ja letztes Jahr ihre Narrenkappen nicht bekommen,
jetzt müsst ihr noch warten bis wir nächstes Jahr selber wieder kommen.
Diese schwere Aufgabe müssen wir Weiber wohl doch selbst durchführen,
dafür setzen wir aber dann fest unsere eigenen Weiberfaschings-Gebühren!!

Passt nur auf das wertvolle Paket gut auf,
sonst nimmt die Strafe ihren Lauf!
Aber – Angst sollt ihr keine vor uns haben,
nur freuen: auf eure närrischen Faschings-Aufgaben!

Wenn wir dann in alter Tradition
wieder übernehmen den Stadtrats-Thron.
Wir freuen uns schon darauf – wenn wir uns wieder verschleiern
und mit euch gemeinsam bis in die Nacht hinein ausgelassen feiern!

Nun sagen wir HELAU – bis zum nächsten Jahr,
Wir kommen wieder – das ist klar!

Es grüßen euch ganz herzlich
– nicht persönlich – leider!

Eure Pappenheimer Faschings-Weiber
Pappenheim im Februar 2022