Böllerschüsse zum Neuen Jahr

Die Böllerschützengruppe, der Militärverein und die Reservistenkameradschaft 1856 Pappenheim (MRK) will am Neujahrstag einen alten Pappenheimer Brauch wieder aufleben lassen und nach dem Mittagsläuten das neue Jahr mit Salutschüssen begrüßen.

Das Salutschießen hat h in Pappenheim, eine lange und traditionsreiche Geschichte, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Dieses Salutschießen ist vor allem aus der Pflege eines alten Brauchtums entstanden. Es war stets ein Zeichen besonderer Freude oder Festtagen im weltlichen, wie kirchlichen Jahreslauf.
Die Kanoniere der MRK Pappenheim werden 2 unterschiedliche 4er Serien schießen.
Das Böllerschießen zum Neujahr wird ab 2023 jährlich wiederholt. Ab dem Neujahrstag 2024 sind die Bevölkerung und alle Neujahresgäste herzlich eingeladen, an der Wiederbelebung einer alten Tradition als Zuschauer teilzunehmen.
Auch eine Verköstigung wird ab dem 1. Januar 2024 angeboten.

„Die Mitglieder der Böllergruppe verfügen über eine an diesem Tag gültige Genehmigung nach § 27 des Sprengstoffgesetzes“, teilt der Verein mit.

Traditoin des Böller- und Slutschießens  aus der Pappenheimer Chronik
Über das Böllerschießen zu besonderen Anlässen ist auch in der Pappenheimer Chronik des 19. Jahrhunderts, die der Lehrer Georg Fleischmann aufgeschrieben hat, allerhand nachzulesen. Hier einige Auszüge aus der sogenannten Fleischmannchronik:

Böllerschüsse für König Max I
Das 25-jährige Regierungs-Jubiläum des Königs Max I. (1824) gab auch der Stadt Gelegenheit zu besonderen Feierlichkeiten. „Das Fest wurde durch 3 Kanonenschüsse und Geläute mit allen Glocken, Choralblasen vom Rathaus und Zapfenstreich der Musik der Nationalgarde (Landwehr) am Vorabend eingeleitet. Der Haupttag selbst begann mit 3 Salven „des schweren Geschützes“, Tagreveille und Geläute sämtlicher Glocken. Am Festgottesdienst beteiligten sich die Nationalgarde, die Beamten, Geistlichen, das Magistrats– und Gemeindecollegium und die Gemeinde. Im Rathaussaal fand eine Ausspeisung der Hausarmen statt. Nachmittags war für die Beamten und Bürgerschaft Festessen in der „Krone“. Den Schluß bildete ein militärischer Zapfenstreich und ein Festball, ebenfalls in der „Krone“.

König Ludwig gastiert in Pappenheim
Vom 16. auf 17. August 1841 nahm Se. Majestät König Ludwig im Gräfl. Schlosse auf der Rückreise von Bad Brückenau Nachtquartier. Außer dem von der Standesherrschaft veranstalteten festlichen Empfang blieb auch die Stadt „aus Anlass der erstmaligen Hieherkunft Sr. Majestät“ hierin nicht zurück, „um Allerhöchstdemselben einen Beweis der Anhänglichkeit, Liebe und Untertanentreue der hiesigen Einwohner an die geheiligte Person Sr. Majestät zu geben. Nach 9 Uhr kam Se. Majestät unter Kanonendonner und tausendstimmigem Jubelruf an. Am Schlossportal war der Empfang durch die Grafen Carl und Albert die Vorstände des Herrschaftsgerichts und des Magistrats.

Böllerschüsse zur Goldenen Hochzeit
Juni 1879 wurde die goldene Hochzeit Kaiser WilhelmI. durch Dekoration des Rathauses und Böllerschüssegefeiert.

Regierungsjubiläum
Wie ganz Bayern, so beging auch die Stadt Pappenheim am 25. August 1880 das Fest des 700-jährigen Regierungsjubiläums des Hauses Wittelsbach mit herzlicher Freude. Musikalische Tagreveille mit Böllerschüssen von der Burg herab leitete das Fest ein, wozu die Stadt einen namhaften Betrag gespendet hatte. Vor dem Festgottesdienst in der Stadtkirche fanden sich vor dem mit Kränzen, Girlanden und Fahnen geschmückten Rathaus ein:

    • die städtischen Kollegien,
    • die staatlichen und Gräflichen Beamten
    • Die Lehrermit der Schuljugend,
    • die geselligen Vereine

Vor Aufstellung des Zuges wurde die Allerhöchste Proklamation verlesen, die einen tiefen Eindruck auf die Anwesenden machte. Nachmittags war Kellerfest mit Musik auf dem Schlossberg, wo auf allgemeines Verlangen die Proklamation wiederholt bekannt gegeben werden musste. Die Festversammlung gab in einer Depesche an Se. Majestät ihre Glückwünsche und dem Gelöbnis der Treue und Anhängigkeit kund, welche gnädigst erwidert wurde. Eine Illumination schloss die Feier.

Sedan-Gedenkfeier
Im Einvernehmen mit den Militärbehörden hatte der Militärverein sein Programm zur 25-jährigen Sedanfeier entworfen und diese um einen Tag vorverlegt. Samstag den 31. August (1895) abends wurden die hier verstorbenen Krieger aus dem Jahre 1870/71 durch Niederlegung von Kränzen auf dem Friedhof unter mehreren Ansprachen geehrt, welch pietätvollen Akte ein Fackelzug durch die illuminierte Stadt unter Klängen der Regimentsmusik und den dumpfen Schlägen der Böller folgte.

 Der König fährt durch Pappenheim
Am 30.
April 1886 passiert Prinzregent Luitpold auf seiner Durchreise wiederum den Bahnhof (Pappenheim) , von einer großen Menschenmenge enthusiastisch und mit Salutschüssen begrüßt

Böllerschüsse für das neue Jahrhundert
Die Meinungen über den Beginn des neuen Jahrhunderts gingen sehr auseinander und in allen Gesellschaftskreisen wurde diese Frage lebhaft besprochen. Während die einen die Jahrhundertwende auf den 31. Dezember 1899 verlegten, wollten andere dieses Ereignis noch um ein Jahr verschieben. Da kam der Bundesrat und setzte den Beginn des neuen Jahrhunderts auf 1. Januar 1900 fest.
Demgemäß wurde auch allerwärts die Feier vorbereitet, und auch der Stadtmagistrat
 dahier setzte für diese ein Programm fest. Die denkbar günstigsten Anknüpfungspunkte boten sich in der althergebrachten schönen Sitte der Silvesterfeier.
Dazu fand sich ein großer Teil der Einwohnerschaft
 schon vor ½ 12 Uhr nachts auf dem Marktplatz ein, der bereits einen ganz außergewöhnlichen, festlichen und weihevollen Anblick bot, wie er sich höchst selten bietet. Das Rathaus, Wieserhaus und Hammerlhaus, sowie der Gasthof zur Krone, dieser in ganz hervorragender Weise, waren reich illuminiert, was zu der gehobenen Stimmung nicht wenig beitrug.
Punkt ½ 12 Uhr intonierte die Attmanspacher
´sche Musikkapelle die Overtüre zur Oper „Regina“ von Rossini, worauf der Liederkranz den alten, aber immer wieder herrlichen Chor „Sängers Gebet“ von Käsporer anstimmte.
Leider musste die tief empfundene Komposition unter der Ungunst des Wetters und der schlechten Akustik des Schlossportals, wo die Sänger des Regens wegen Aufstellung genommen hatten, sehr bedeutend an Wirkung und Eindruck einbüßen. Mit weithin vernehmbarer Stimme wendete sich jetzt von der Magistratskanzlei
 aus dem Pfarrer Gollwitzer in beredten, von echtdeutschem Geiste getragenen und durchglühten Worten an die zahlreiche Versammlung, die lautlos den Worten des Redners lauschte. Die sich anschließende Musikpiece „Unter dem Siegesbanner“, Marsch von Blon, war kaum zu Ende, als die dumpfen Schläge der Kirchenuhr das Ende des 19. Jahrhunderts verkündeten. Die sämtlichen Glocken der Hauptkirche, diesmal auch mit dem Glöcklein der Klosterkirche, setzten nach altem Brauche ein, und gewaltiger als je mag der eine oder andere die Bedeutung des Augenblicks empfunden haben. Bengalische Feuer rings umher flammten auf, Böllerschüsse rollten dröhnend über das friedliche Tal hinweg; aber selten ein „Prosit Neujahr!“ wie sonst. Der eherne Mund der Glocken verstummte, und unter Musikbegleitung sang die ernste Volksmenge, wie sonst, den Choral: „Nun danket alle Gott“. Jetzt aber ging es „Prosit Neujahr!“ von Mund zu Mund und Freunde fanden sich zum Händedruck. Die erhebende Feier war beendet, das Ende des Jahrhunderts aber trotz alledem nicht da! Unter dem Klange des „Deutschen Flottenmarsches“ von Gärtner zerstreute sich die Menge.  Nicht der geringste Misston, keine ungeziemende Ausgelassenheit, nicht der leiseste Exzess hatte die Feier gestört. Auch sonst verlief die Nacht ruhig, wenn auch längst Mitternacht vorüber war, als die letzten die Ruhe aufsuchten.