Ausbau der Graf-Carl-Straße abgespeckt

Der Ausbau der Graf-Carl-Straße sowie der dazugehörigen Gassen hat in den vergangenen Wochen den Stadtrat und den Bauausschuss sehr beschäftigt. Dabei ist es durch Umplanungen und Streichungen gelungen, die Bausumme von ursprünglich fast 1,5 Millionen Euro deutlich zu senken.

Die Geschichte beginnt bei der Sitzung des Stadtrates am 2. Februar 2021. Reinhard Vulpius vom gleichnamigen Ingenieurbüro stellte seine Planungen für den Ausbau der Graf-Carl-Straße, der Herren Schmiedgasse und der Stadtvogteigasse vor. Diese sahen für alle Gehwege in der Graf-Carl-Straße und Fahrbahnen in den beiden Gassen den Ausbau mit Granitsteinpflaster, verlegt auf Beton und verfugt – wie in der Deisingerstraße – vor. An der Einmündung zur Herren Schmiedgasse sollte entlang der Graf-Carl-Straße ein 15 Meter langes Staudenbeet entstehen. Vor dem Friseurgeschäft Knoll und dem Alten Schulhaus hätten die Bäume fast doppelt so große Baumscheiben erhalten sollen, weshalb massive Auskofferungen im Untergrund notwendig geworden wären. Die Parkbuchten gegenüber des Alten Schlosses sind künftig schräg angeordnet und mit begrünten Dreiecken blockweise voneinander abgegrenzt.

Auch der Oberflächenausbau des Lämmermannlatzes in der Deisingerstraße ist Teil dieser Gesamtplanung und ist, von Architekt Clemens Frosch erstellt, nun in der Endfassung gereift. Die mehrfach dargestellten Planungen für den Lämmermannplatz hat bei der Diskussion im Stadtrat neben einem breiten Konsens nur Fragen nach Fahrradständern, sowie der Anzahl, dem Aussehen und der Bezahlung von Sonnenschirmen hervorgebracht.

Anders ist das bei den Planungen für die anderen Planungsbereiche.

Angesichts der Gesamtkosten von fast 1,5 Millionen Euro hat sich der 2. Bürgermeister Walter Otters (FW) zunächst die Augen gerieben und dann gesagt: „Das war so nicht ausgemacht“. Bei den ursprünglichen Planungen zum Städtebaulichen Entwicklungskonzept (SEK) sei nicht von einem derart massiven Ausbau der Graf-Carl-Straße die Rede gewesen. Dieser Vollausbau sei derzeit nicht machbar, weil es in Pappenheim auch noch andere Großbaustellen gebe. Sein Vorschlag wäre, den Untergrund in Ruhe zu lassen und das neue Pflaster auf den Gehwegen in Splitt und nicht auf einem Betonbett zu verlegen.

Es handle sich nur um einen Gestaltungsvorschlag, der dem Stadtrat zur Diskussion gestellt werden soll, entschärfte Bürgermeister Gallus (CSU) die Ausführungen von Walter Otters.

Auch Anette Pappler Fraktionsvorsitzende der SPD vertrat die Meinung, dass man sich über die Kosten Gedanken machen müsse. Allerdings sei der Zeitpunkt für den Ausbau der Graf-Carl-Straße günstig, weil man in Pappenheim jetzt schon seit Jahren an Straßensperrungen gewöhnt sei. „Im Herbst könnte dann alles fertig sein“ meinte Pappler.

Bettina Balz von Bündnis 90/Die Grünen hingegen sieht in dem von Vulpius vorgestellten Vollausbau der Graf-Carl-Straße eine historische Chance, die Pappenheimer Altstadtstadt aus einem Guss zu gestalten.

Nach einer längeren Diskussion und mehr oder weniger zielführenden Anmerkungen und Fragen, kam man doch noch zu einem Beschluss, der die vorgestellte Planung für den Ausbau der Oberflächen der Herren Schmiedgasse sowie des Lämmermannplatzes abgesegnet hat.

Den Ausbau der Stadtvogteigasse hat man auf Eis gelegt. Dieser soll zusammen mit der Marktplatzsanierung wieder aufgegriffen werden, was den Vorteil einer um 20 Prozent höheren Förderung mit sich bringt.

Vertagt hat man die Entscheidung über die Neugestaltung der Graf-Carl-Straße. Dieses Thema hat der Bauausschuss bei einer nichtöffentlichen Ortseinsicht und einer anschließenden öffentlichen Sitzung am 3. März beraten.

Graf-Carl-Straße – die zweite Runde
Das Ergebnis der Beratungen im Bauausschuss sind Einsparungen in Höhe von 422.000 Euro und Neuplanungen des Ingenieurbüros Vulpius, die jetzt der Stadtrat am 11. März 2021 sehr zeitintensiv besprochen hat. Insbesondere zwei geplante Bäume auf dem erweiterten Gehweg zwischen der vormaligen Pizzeria „Beim Raffi“ und der Herren Schmiedgasse waren es, die den Meinungsaustauch in die Länge zogen.

Letztlich meinte Bürgermeister Gallus sichtlich angesäuert, dass das alles vom Bauausschuss intensiv beraten und einstimmig beschlossen ist. Er finde es nicht gut, dass das nun alles wieder zerredet werde. Das hat seine Wirkung nicht verfehlt und der Stadtrat hat dann doch noch beschlossen, dass

  • die vorgestellte Planung und Kostenberechnung für den Ausbau der Oberflächen der beiden Gehwege der Graf-Carl-Straße, Teile der Graf-Carl-Straße sowie der Parkflächen
  • der Kanalstrang in der Herren Schmiedgasse erneuert wird und Speednetrohre auch in der Graf-Carl-Straße und der Herren Schmiedgasse zu verlegen sind
  • die Gehwegflächen der Graf-Carl-Straße in 8 cm starkem Granitpflaster in Splitt verlegt werden sollen
  • alle Gehwegflächen, die seitens der Städtebauförderung zum Ausbaubereich Herrenschmiedgasse zugeordnet werden, mit Granitsteinpflaster auf Dränbeton verlegt und verfugt werden (wie in der Deisingerstraße)
  • der Straßenteil der Graf-Carl-Straße vor den Haus Nummern 16+18 (Zwischen Raffi und Herren Schmiedgasse) soll dem Gehweg zugeschlagen werden, falls der Straßenbaulastträger Landkreis WUG-GUN dem zustimmt. Andernfalls bleibt dieser Bereich unberührt.
  • Die zu kleinen Baumscheiben und Bäume im Gehweg der Graf-Carl-Straße werden entfernt. Als Ersatz sind in den Dreiecken der Parkflächen Neupflanzungen gem. Planung vorzusehen.
  • Der Stadtrat, der die Entscheidung der Stadtwerke GmbH zur Kenntnis nimmt, die in der Straße befindliche, über 100 Jahre alte Wasserleitung nicht zu erneuern.