Alle sind vor der Stadt gleich

Bürgermeister Sinn hat uns einen offenen Brief an die Helfer des Pelzmärtelmarkte zukommen lassen. Im Nachgang zum Pelzmärtelmarkt war an die Helfer und das Organisationsteam des Pelzmärtelmarktes eine schriftliche Einladung für ein Helferessen in einem Pappenheimer Gasthaus ergangen.
In einem Schreiben mit dem Kopfbogen der Stadt Pappenheim,  einen Tag vor dem Dankessen datiert, steht dann aber zu lesen, dass Bürgermeister Sinn dieses Helferessen nicht für erforderlich empfinde und eine Bezahlung aus städtischen Mitteln nicht zulassen wird. Daraufhin haben sich die Fraktionen der CSU, der Bürgerliste und der Freien Wähler entschlossen, das Essen aus ihrer Fraktionskasse zu bezahlen. Auch in der Nominierungsrede des CSU Bürgermeisterkandidaten Florian Gallus war dieses anberaumte und dann wieder abgesagte Dankessen ein Thema.

Nun hat 1. Bürgermeister Uwe Sinn in einem offenen Brief an die Helferinnen und Helfer zu dem Sachverhalt Stellung genommen :

 „Zum öffentlichen Schreiben einer Angestellten

Liebe Helferinnen und Helfer,

eine Verwaltungsangestellte der Stadt informierte Sie darüber, dass ich die Kostenübernahme des Dankesessens für die Helferinnen und Helfer durch die Stadt abgelehnt habe.

Vorweg teile ich Ihnen mit, dass die Einladung zum Essen ohne mein Wissen eigenmächtig durch die Angestellte erfolgte. Auch die Einschaltung der Öffentlichkeit erfolgte ohne meine Kenntnis.

Da meine Entscheidung auf Facebook und WhatsApp für emotionale Reaktionen sorgte, sehe ich mich veranlasst, hierzu Stellung zu nehmen:

Gerne hätte ich im Auftrag der Stadt dieses Essen bezahlt, aber für mich gilt ein ganz wichtiger Grundsatz: „Alle Vereine und Gruppierungen sind vor der Stadt gleich!“ Es darf keine Bevorzugung und auch keine Benachteiligung geben.

Hätte ich eine andere Entscheidung getroffen, so müsste die Stadt nach diesem Grundsatz auch der Feuerwehr nach jedem schwierigen Einsatz ein Essen spenden. Wie sähe es dann mit dem Kunst- und Kultur- oder Heimat- und Geschichtsverein aus, die nahezu wöchentlich  für die Kommune, großartige Leistungen erbringen? Müsste man dann nicht auch der Theatergruppe ein Dankesessen spendieren, weil sie an den vergangenen Wochenenden ein Theaterstück vom Feinsten in einer Länge von 3 ¾ Stunden im wahrsten Sinne des Wortes zelebrierte? Eine intensive Vorbereitung von einem geschlagenen halben Jahr  war hierfür erforderlich. Wie sähe die Sache dann bei den Gesang- und Sportvereinen aus? Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Entweder die Stadt übernimmt in diesen Fällen für alle Vereine und Gruppierungen die Dankesessen oder für keinen. Ich bitte hierfür um Verständnis.

Hier wäre noch anzumerken, dass die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer z. B. beim Abholen der Stände in Treuchtlingen, bereits eine Brotzeit von der Stadt Pappenheim erhalten haben.

Denken Sie auch daran, dass es sich hier um Steuergelder handelt, die von den Bürgerinnen und Bürgern bezahlt werden. Nahezu jede Woche werde ich um irgendwelche Spenden, Kostenübernahmen oder Essensspenden gebeten. Würde ich all dem nachgeben, so müsste die Stadt allein hierfür einen fünfstelligen Betrag in den Haushalt einstellen. 

Abschließend bitte ich Sie darum, ganz ehrlich und offen über Folgendes nachzudenken: Wie würde IHR Arbeitgeber reagieren, wenn SIE als Arbeitnehmer eigenmächtig rund 30 Leute zu einem Dankesessen einladen würden? Ich habe davon gehört, dass sich auch Arbeitgeber über meine Entscheidung verwundert gezeigt haben. Wie hätten gerade diese Arbeitgeber reagiert, wenn eine Arbeitnehmerin in der Öffentlichkeit unrichtige Darstellungen verbreitet? Die Darstellung über den Haushaltsansatz und die tatsächlichen Kosten des Marktes entbehren nämlich jeglicher Grundlage.

Zur genauen Finanzsituation erlaube ich mir den Hinweis, dass der Pelzmärtelmarkt im Haushalt 2019 nicht etatisiert war, sondern lediglich über einen Einzelbeschluss des Stadtrates genehmigt wurde. Das heißt im Klartext, dass hier keineswegs Gelder zur freien Verfügung standen, sondern dass jeder einzelne Euro des Pelzmärtelmarktes durch Einsparung bei anderen Projekten finanziert werden muss. Das war auch der Sachbearbeiterin sehr wohl bekannt.

Ganz zum Schluss möchte ich Ihnen versichern, dass ich fest hinter dem Pelzmärtelmarkt stehe. Ich darf mich ausdrücklich bei allen Helferinnen und Helfern sowie allen Unterstützern ganz herzlich für Ihren Einsatz bedanken. Meine Entscheidung fiel mir wirklich nicht leicht, aber im Sinne der Gleichbehandlung konnte sie nicht anders ausfallen.  

Mit freundlichen Grüßen

 Uwe Sinn
1. Bürgermeister
Stadt Pappenheim“